Kapitalismuskrise

Veröffentlicht am 21.11.2008 in Politik

Eins steht bei den meisten Linken fest: Das Finanzkapital ist schuld an der Krise. Aber was das Finanzkapital von dem restlichen Kapital unterscheidet und welche Funktion es hat, wissen sie auch nicht so genau. Die derzeitige Antikapitalismus tritt gemeinsam mit dem Glauben an die moralisch saubere Marktwirtschaft auf.
Kommentar von Lothar Galow-Bergemann

Oskar Lafontaine staunte nicht schlecht: »Unsere Vorschläge werden so schnell akzeptiert, dass wir damit gar nicht mehr nachkommen.« Gerade hatte sein Amtsnachfolger Peer Steinbrück eine knallharte antikapitalistische Maßnahme präsentiert: Manager müssen sich künftig mit 500 000 Euro im Jahr begnügen. Dabei hätte ihnen Lafontaine glatt 100 000 Euro mehr genehmigt. Ein anderer bekennender Keynesianer, der dem Kapital seit Jahrzehnten Tipps gibt, wie es eigentlich viel besser
funktionieren könnte, wenn es sich bloß nicht immer so bockig anstellen tät, ist der Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel. Er würde den gierigen Bösewichtern gerne ein wenig mehr genehmigen. Auf seiner Uni-Homepage kann man nachlesen, dass er dafür wissenschaftlich exakt 557 640 Euro errechnete. Mithilfe eines genialen Rezepts hätte er dann nämlich gleich den ganzen »finanzmarktgetriebenen Turbokapitalismus« in der Tasche. Denn erhielten die Manager grundsätzlich »das 15fache des
durchschnittlichen Brutto-Arbeitnehmergehalts«, so würden sie »darauf ausgerichtet, die ökonomische Wertschöpfung zu erhöhen,
um daraus höhere Gehälter zu finanzieren«. Wenn Ackermann künftig mehr Kleingeld braucht, muss er also bloß dafür sorgen,
dass noch mehr Autos gebaut werden und Schulze, Müller, Meier, Schmidt einen kräftigen Schluck aus der Lohnpulle nehmen
dürfen. Und schon brummt der Motor, und alle sind zufrieden. So macht Kapitalismus wieder Spaß, und der Herr Professor macht
seinem Status als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von Attac alle Ehre.
Solch fundamentale Antworten auf die Verwertungskrise des Kapitals basieren auf entsprechend tiefgründiger Analyse. DGB-Chef
Michael Sommer weiß, wie alles anfing. »Die Regierung Schröder hat den angloamerikanischen Kapitalismus gewissermaßen
nach Deutschland importiert und der Deformation der sozialen Marktwirtschaft den Weg bereitet. Dann wurden die Heuschrecken
ins Land geholt, und danach öffnete man das Land für börsennotierte Immobilienfonds«, sagte er dem Tagesspiegel. Sommer, der
seinem Zorn auch schon mal dadurch Luft macht, dass er die Arbeitgeber als »vaterlandslose Gesellen« bezeichnet, hat nicht
gesagt: »Allein die Politiker haben die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass diese Spekulationsblase der internationalen
Finanzhaie sich bilden konnte. Bis jetzt haben alle Bundesregierungen die Globalisierung der Finanzmärkte und die dubiosen
Finanzmarktinstrumente, die uns heute um die Ohren fliegen, zielstrebig gefördert.« Das steht auf der »Heimatseite« der NPD.
Leider kann man darüber nicht bloß den Kopf schütteln und zur Tagesordnung übergehen. Denn wo nicht begriffen wird, dass
Kapitalismus ohne Streben nach Maximalprofit und ohne fiktives Kapital undenkbar ist, dass so genannte Realwirtschaft und
Finanzsphäre nur zusammen gedacht, kritisiert und überwunden werden können, da herrscht auch die Vermutung, es wäre doch
alles viel besser, wenn »uns« nur nicht einige gierige Spekulanten ins Unglück stürzen würden. Schon machen Youtube-Filmchen
die Runde, in denen das Funktionieren des Geldes folgendermaßen erklärt wird: Ein gerissener Typ legt erstmal alle andern rein,
und am Ende hat eine Krake die Welt im Griff: »Du regierst das Geld, und Geld regiert die Welt. Dir gehört der ganze Planet, und
keiner hat’s gemerkt.« Diese Bilder und Vorstellungen fallen gerade in der Linken auf fruchtbaren Boden. So verbreitete sich in
den vergangenen Wochen rasant ein fälschlicherweise Kurt Tucholsky zugeschriebenes Gedicht, in dem gegen »die
Spekulantenbrut« gegeifert wird. Dieses schaffte es sogar auf ein Flugblatt des »Forum Betrieb, Gewerkschaft und soziale
Bewegungen«, das auf einer Kundgebung Ende Oktober in Berlin verteilt wurde. Das Gedicht stammt allerdings nicht von
Tucholsky sondern aus der Feder eines der FPÖ nahe stehenden österreichischen Anonymus »Pannonicus«.
Es ist nicht nur zu befürchten, dass die Krise erst am Anfang steht und Millionen Menschen unmittelbar treffen wird, sondern auch,
dass sich derlei Pseudo-Kritik irgendwann einmal äußerst handfest austoben wird. Auch das Ressentiment wird zur materiellen
Gewalt, wenn es die Massen ergreift. Wehe dem, der dann zu den Bösewichtern und ihren Handlangern gezählt wird. Noch ist
Zeit, um der billigen Haut-den-Ackermann-Nummer ernsthafte Kapitalismuskritik entgegenzusetzen.

Parsa Marvi Bundestagsabgeordneter vor Ort

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