Ortsverein Karlsruhe-Mitte

SPD Ortsverein Karlsruhe-Mitte

»Mr. President, Sie haben keine Ahnung«

Veröffentlicht am 06.07.2010 in Allgemein

Was der israelische Ministerpräsident Benjamin (»Bibi«) Netanjahu dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama vielleicht immer schon mal sagen wollte, steht in einem Brief, den der niederländische Schriftsteller Leon de Winter an seiner Stelle geschrieben hat, und dem SPD OV Karlsruhe Mitte zur Veröffentlichung überlassen hat.

Sehr geehrter Präsident Obama, es betrübt mich, dass ich offen zu Ihnen sein muss, offen und unhöflich, doch unser letztes Treffen endete unfriedlich. Es fällt schwer, den Kontrast zu akzeptieren: Sie verbeugen sich vor einem schamlosen Tyrannen, machen Witze mit korrupten lateinamerikanischen Caudillos, und dann beleidigen Sie mich – den Premierminister von Amerikas bestem Freund, Israel. Darf ich daraus schließen, dass Ihr Freund Rashid Khalidi* nicht vergeblich zu Ihnen gesprochen hat während all jener Dinners und Partys, die Sie füreinander veranstaltet haben?

Einige geopolitische Probleme scheinen an der Oberfläche kompliziert zu sein, doch darunter verbirgt sich oft eine einfache Wahrheit, welche wahrzunehmen hochgebildete linke Akademiker wie Sie nicht imstande sind. Die Wahrheit über unseren Konflikt mit den Arabern ist nicht länger als zwei Dutzend Wörter: Moslems akzeptieren nicht, dass Nichtmoslems ein Stück Land regieren, das die Moslems als heiliges islamisches Land ansehen bis zum Ende der Zeiten.
Rashid Khalidi war Ihnen gegenüber niemals so deutlich. Er hat Ihnen erklärt, dass die Juden Israels gehasst würden wegen der Art, wie sie die palästinensischen Moslems behandeln. Er hat Ihnen nie dargelegt, wie die arabischen Palästinenser im Libanon behandelt werden oder wie andere Moslems von ihren eigenen Glaubensbrüdern behandelt werden. Schauen Sie auf die Massenmetzeleien, die die Moslems im Irak gegeneinander veranstalten oder die Moslems im Jemen. Oder vielleicht hat Khalidi mit Ihnen darüber gesprochen – und Ihnen erklärt, dass die Moslems einander köpfen und Frauen und Kinder in die Luft sprengen, weil sie von den israelischen Juden so furchtbar erniedrigt werden. Auf der grausamen Liste der gewaltsamsten Konflikte im Hinblick auf die Zahl der Toten seit dem Zweiten Weltkrieg steht der israelischarabische Konflikt auf Platz 49. Er betrifft 0,06 Prozent aller Opfer, die seither in Konflikten ums Leben gekommen sind. Wir können darauf
nicht stolz sein – es ist furchtbar, auf dieser Liste zu stehen. Unser Konflikt mit den Arabern hat seit 1948 die kostbaren Leben von über 50.000 Menschen gefordert, die Soldaten beider Seiten einbegriffen. Der Bürgerkrieg in Algerien hat 200.000 Menschenleben gefordert – ebenso kostbare wie die, die in unseren Kriegen und Konfrontationen mit den Moslems ausgelöscht wurden. Diese Leben werden von den amerikanischen Medien kaum erwähnt, und sie sind nicht Teil von Rashid Khalidis Erzählung, die so geht: Die Araber sind aufgebracht über die Behandlung der Palästinenser durch die israelischen Juden, die von euch unterstützt werden, und sobald die palästinensischen Araber ihr eigenes Land in der Westbank und Gaza haben, werden die Araber glücklich und zufrieden sein, anfangen, Amerika zu lieben, und Osama bin Laden wird den Rest seines Lebens als Friseur verbringen und die gefärbten Bärte seiner Talibanfreunde in Kandahar stutzen. Sie waren tief und wahrhaftig beeindruckt von Khalidi. Sie haben auf seiner Abschiedsparty in Chicago gesprochen, nachdem Khalidi zum Edward Said Professor of Modern Arab Studies an der Columbia University ernannt worden war. Von Ihrer Teilnahme wurden Videoaufnahmen gemacht, aber die »Los Angeles Times«, die eine Kopie erhalten hat, weigert
sich immer noch, das Video zu veröffentlichen. Wir haben zufällig auch eine Kopie jenes Videos erhalten – wir haben hier und da ein paar Kontakte. Es ist kein schöner Anblick, wie Sie auf dieser Veranstaltung sprechen. Ich verstehe, dass Sie nicht wollen, dass Ihre israelischen Freunde das sehen, und die Herausgeber der »Los Angeles Times« wollen es lieber vor den Amerikanern verbergen. Keine Angst, meine Lippen sind versiegelt. Aber es ist klar, dass ich Sie nicht einen Freund Israels nennen kann. Herr Präsident: Stellen wir uns vor, dass nächstes Jahr ein palästinensischer Staat gegründet wird. Oder zwei, wie auch immer. Ein Hamas-Staat und ein Westbank-Staat. Keine israelische Militärpräsenz mehr zwischen Tel Aviv und dem Jordan. Ostjerusalem ist die Hauptstadt des Westbank-Staates, ohne Mauern, zum westlichen Teil hin offen. Gaza ist die Hauptstadt des westlichen palästinensischen Staates. Eine Autobahn, die beide Staaten verbindet? Warum nicht, haken Sie’s ab. Ich verlange, dass Sie sich vorstellen, dass dies passiert, und ich verlange, dass Sie die volle Verantwortung dafür übernehmen. Denn ich kann es nicht. Ich bin an einer Sache interessiert, und nur an dieser: Sicherheit. Wir Juden haben so einen Sicherheitsfimmel. Einige unerfreuliche Dinge haben sich kürzlich in unserer Geschichte ereignet und in den zweitausend Jahren davor. Das hat zur Folge, dass wir ein wenig allergisch gegen Gefahren sind und Bedrohungen ernst nehmen. Die Hamas proklamiert in ihrer Gründungscharta, dass sie die Juden vernichten will, da die Juden die ewigen Feinde des Islam seien. Sie wird unterstützt von ihren Freunden im Libanon und in Teheran, die vor kurzem eine sogenannte Holocaust-Konferenz abgehalten haben, um zu erörtern, ob der Holocaust wirklich stattgefunden hat. Ihr Freund Rashid Khalidi hat Sie überzeugt, dass sich in der islamischen Welt alles verändern werde, sobald die Palästinenser ihren eigenen Zwergstaat westlich des Jordans und östlich von Tel Aviv (drei Meilen von unserer größten Stadt entfernt) haben. Und Sie haben ihm das abgekauft. Sie glauben wirklich, dass die Moslems in dem Moment, wo Sie eine Botschaft in Ostjerusalem eröffnen, frohgemute und zufriedene Mitglieder ihrer jeweiligen Gesellschaften werden, nicht wahr? Sie glauben wirklich, dass potentielle suicide bomber anfangen, eine skandinavische Sprache zu lernen, statt ganze Familien auszulöschen? Sie glauben wirklich, dass die Palästinenser sofort aufhören, Raketen auf Israel abzufeuern, sobald über dem Tempelberg die palästinensische Flagge gehisst wird? Keine unkonventionellen Sprengsätze mehr, die Ihre militärischen Helden in Afghanistan töten, keine Taliban-»Studenten«, die Schülerinnen Säure ins Gesicht schütten. Alles ändert sich, sobald Palästina geboren ist ... Sie glauben das wirklich und wahrhaftig, stimmt’s? Sie glauben, dass die Moslems Sie lieben werden, in dem Moment, wo Sie die israelischen Juden auf die Knie zwingen. Das Risiko, dass Sie sich irren könnten, sind Sie bereit einzugehen. Ich nicht. Ich kann Ihr Experiment nicht akzeptieren. Weil ich absolut überzeugt bin, dass die Gewalt weitergehen und zunehmen wird. Ihre Männer im Irak und in Afghanistan werden weiterhin von denselben Leuten ins Visier genommen werden. Es geht in diesem falsch benannten israelisch-palästinensischen Konflikt nicht um uns. Es geht um die Grundwerte der islamischen Welt. Unsere Probleme mit Moslems sind nicht auf unsere Behandlung der Palästinenser zurückzuführen. Die Ungerechtigkeiten in unserem Land – ja, es gibt sie, und wir versuchen, sie zu bekämpfen – und den Gebieten, die wir militärisch kontrollieren, sind weniger schwerwiegend als die Ungerechtigkeiten innerhalb der muslimischen Welt. Und, Überraschung, weniger grausam. Unser Konflikt geht um die große Schmach, dass ein winzig kleines Land wie Israel mehr Erfindungen patentieren kann und Jahr für Jahr mehr wissenschaftliche Durchbrüche erreicht als alle islamischen Länder zusammen. Wir haben mehr Nobelpreisträger als die gesamte islamische Welt. Einen höheren Lebensstandard, mehr Freiheiten, eine unabhängige Justiz. Friedliche Ablösungen gewählter Politiker. Und Sie glauben wirklich, dass diese großartigen israelischen Erfolge auf Kosten der Araber erzielt wurden? Haben wir ihre Freiheiten gestohlen, ihre unabhängige Justiz, ihre Nobelpreise? Wir haben unser Gemeinwesen auf trockenem öden Sand errichtet, ohne Ölgeld. Die saudischen Prinzen entschieden sich derweil, mit ihrem Ölreichtum einen mittelalterlichen Staat
von Perversen und Heuchlern zu errichten. Es geht hier nicht um uns. Es geht um die Seele des Islam. Um ihren Mangel an Neugier, den Mangel an kritischen Diskussionen. Den Mangel an freien Künsten, an freier Rede, an freier wissenschaftlicher Forschung, an einer Revolution der freien Geister, an Frauenrechten, an urbaner Weltoffenheit – mangelnden Respekt vor allem, was von den frühmittelalterlichen Konzepten des Islam abweicht. Es ist wahnhaft, anzunehmen, Sie könnten unsere Probleme lösen oder für die Palästinenser eine Umgebung schaffen, in der sie ihre Gesellschaft in einen modernen offenen Staat mit Gewaltenteilung transformieren können. In Gaza haben die Palästinenser eine islamisch-faschistische Partei ins Amt gewählt. Wenn in der Westbank Wahlen stattfänden, würden sie dort das gleiche tun. Die Stammesfamilien der Palästinensergebiete hassen einander ebenso sehr, wie sie uns hassen. Sie haben keine Ahnung. Sie haben keine Vorstellung davon, worum es im Nahen Osten und der arabischen Welt geht. Es ist nicht das, was Khalidi Ihnen erzählt hat – ein Konflikt mit ein paar Juden um einen Streifen Land halb so groß wie der Garten von Bill Gates. Es geht hier um den Niedergang einer alten Kultur, des Islam, der auf den Kollaps des Osmanischen Reichs folgt. Es geht hier um große Dinge, große historische Ereignisse mit bedeutenden Konsequenzen. Vielleicht haben unsere Gründungsväter einen Fehler gemacht – es wäre sicherer gewesen, in Florida eine neue jüdische Heimat zu gründen. Aber wir haben hier eine Geschichte, die etwa dreitausend Jahre zurückreicht und die bei der Entscheidung ein ziemliches Gewicht hatte. Finden Sie nicht auch? Sie starren auf die Karte eines winzigen Landes und seiner Grenzgebiete und glauben, dass Sie dort die Lösung finden könnten, und Sie irren sich dabei. Es geht um Kultur. Stammestraditionen. Geschichten von einem Propheten, der auf einem Pferd zum Himmel gereist ist und Jerusalem als Startbahn benutzt hat. Die Araber und Moslems sind so besessen von ihren herrlichen, mittelalterlichen, weltlichen Ansprüchen – legitimiert durch ihre religiösen Mythen –, dass sie nicht in der Gegenwart leben können und Angst vor der Zukunft haben. Das ist der Grund, warum sie keine Nobelpreisträger haben, keine aufregenden Patente, keine innovativen Industrien. Es geht nicht um uns, Sir. Es geht um sie. Bitte denken Sie daran, wenn Sie sich das nächste Mal vor einem saudischen Perversling verbeugen oder mich in einem Nebenraum warten lassen, während Sie zu Abend essen.
Ihr Freund
Bibi l

–Übersetzung aus dem Englischen: Stefan Frank –
Khalidi ist Inhaber der Edward-Said-Professur für die
Geschichte des Mittleren Ostens an der Columbia-Universität,
bekannt für seine »israelkritische« Haltung und ein
langjähriger Freund Barack Obamas.

Parsa Marvi Bundestagsabgeordneter vor Ort

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