Stolpersteine für Familie Kullmann
Der SPD-Ortsverein Karlsruhe-Mitte organisiert die Sozialdemokraten der Südweststadt und der Karlsruher Innenstadt. Die SPD ist die älteste Partei Europas, somit kann der Ortsverein jährlich Mitglieder für ihre langjährige Parteizugehörigkeit ehren, er gedenkt aber auch seiner in vergangener Zeit Verfolgten. Mitte April würdigte die SPD Opfer der Hitler-Diktatur aus ihren Reihen mit Stolpersteinen, darunter aus der Südweststadt Dr. Leopold Kullmann.
Kullmann, geboren 1877, war Rechtsanwalt in Karlsruhe. 1911 wurde er als Sozialdemokrat in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Im Jahr 1915 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem ersten Weltkrieg gehörte er bis 1925 dem badischen Landtag an. Nach 1923 war Kullmann in Karlsruhe zunächst als Richter am Amtsgericht, später am Landgericht und ab 1930 am OLG tätig.
Als „Jude“ (er war Atheist!) wurde Kullmann im März 1933 von den herrschenden Nazis aus dem Richteramt entfernt. Im Oktober 1940 wurde er im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion mit Frau und Tochter und über 6000 weiteren Leidensgefährten aus Südwestdeutschland, darunter etwa 900 aus Karlsruhe, in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert, wo er nach wenigen Wochen aufgrund der Lagerbedingungen verstarb. Seine Ehefrau Alice und seine Tochter Gertrud wurden 1942 von Gurs nach Auschwitz verbracht und dort ebenfalls ermordet.
Menschen wie die Familie Kullmann dem Vergessen anheimfallen zu lassen, wäre eine Herabwürdigung über ihren Tod hinaus. Dem entgegenwirkend wurden und werden in vielen Städten Stolpersteine verlegt, um den Opfern des Naziterrors Namen und Lebensdaten zurückzugeben. Der Schöpfer der Stolpersteine, Günter Demnig, verlegte am 16. April 2013 in Karlsruhe 13 neue Stolpersteine, darunter vier für sozialdemokratische Opfer. Die für die Familie Kullmann vor dem Haus Kriegsstr. 69 verlegten Stolpersteine wurden von Manfred Hentz, Vorstandsmitglied im SPD-Ortsverein Karlsruhe-Mitte, gestiftet.
Der SPD-Ortsverein Karlsruhe-Mitte sieht es nicht nur als seine Pflicht an, den Opfern der Nazis zu gedenken, sondern es ist auch seine Aufgabe, sich heute jeglichem Rechtsextremismus entgegenzustellen. Dieser verfolgt keine politischen, sondern kriminelle Ziele, dagegen müssen Demokraten sich wehren. Aktuell unterstützt der Ortsverein das Aktionsbündnis gegen den (Neo-)Naziaufmarsch in Karlsruhe am 25. Mai 2013.