Gustav Betz ist tod

Veröffentlicht am 16.03.2014 in Allgemein

Gluehweinstand des OV

Gustav Betz ist gestorben. Hier im Bild (links) an einem OV Stand in der Gartenstraße beim Genuss eines Glühweins, im Gespräch mit Dieter Farrenkopf. Gustav war eine sehr integere, fleißige und beharrliche Persönlichkeit. 1926 geboren – 1946 in die SPD eingetreten. In Karlsruhe hat er sich vor allem mit seinem Engagement als Vorsitzender des Senioren-Rats verdient gemacht. Gustav hatte seine Grundsätze… er war nie beirrbar.Wir verlieren mit ihm einen treuen Genossen aus einer anderen Zeit, in der Solidarität und Emanzipation  auf den Fahnen der Partei stand. Gustav hat im Jahr 2011 zum JUSO-Geburtstag seine persönlichen Erinnerungen an die "JUSO-Zeit", die Frühzeit der Karlsruher JUSOS, aufgeschrieben. Den vollständigen Text lesen Sie hier in der Fortsetzung:

 

Meine Juso-Zeit von 1946 bis 1962

Vorbemerkung:

Mit 17 wurde ich zur Wehrmacht eingezogen - in der Heimat und an der Front hatte ich einen Schutzengel - so kam ich als Militär-Internierter in die Schweiz - trat dort der Organisation "Demokratisches Deutschland" bei - kam am 27.Dezember 1945 nach Karlsruhe zurück.

Am 3.Januar 1946 ging ich zum Sekretariat der SPD in der Karlstr.1 und beantragte die Aufnahme in die SPD. Parteisekretär Wilhelm Beisel erklärte mir, dass ich zu diesem Zeitpunkt das jüngste Mitglied der Partei sei.

 

Ich war 19 und das Mindesteintrittsalter war 18.

Kurze Zeit später wurde ich zur ersten Versammlung der Karlsruher Jungsozialisten ins Nebenzimmer der Gaststätte "Zum weißen Berg" eingeladen. In der gut besuchten Versammlung herrschten natürlich die "älteren Jahrgänge" - die früher in der SAJ (Sozialistische Arbeiter-Jugend) waren - vor. Es wurde dort ein Interimsvorstand gewählt: 1.Vorsitzender Alex Möller, 2.Vorsitzender Helmut Stutz, Schriftführerin Anni Klaiber. In der Versammlung wurde auch geworben, beim Politischen Kabarett "Der Rote Faden" mitzumachen, wozu ich mich gleich anmeldete.

Die Partei wuchs in ihrer Mitgliederzahl schnell und so hatten wir bald in der Südweststadt eine Juso-Gruppe von ca. 60 Mitgliedern, die in der Gaststätte "Zum Hohentwiel" (Ecke Hirsch- und Klauprechtstraße) zusammenkamen.

Die ersten Wahlkämpfe waren hart und unsere Plakatklebekolonnen waren oft Nacht für Nacht unterwegs. Nun gab es in den ersten Nachkriegsjahren weder Plakatständer noch Werbeflächen. So wurde eben geklebt wo es irgendwie ging: Hauswände, die eine große Fläche hatten. Klebten wir am frühen Abend, nutzte dies unserer politischer Gegegner, um sich gleich wieder zu „überkleben“. So starteten wir eine 2.Runde gegen Mitternacht um unsererseits wieder zu überkleben. Um zur Diskussion mit den Gegnern fit zu sein, fuhren wir oft zu Wochenendschulungen nach Moosbronn oder nach Erbersbronn in der Nähe von Forbach. Das  Kabarett "Der rote Faden" bestand von 1946 bis 1948 und spielte in Baden-Württemberg und Hessen. (Von 1954 bis 1958 wurde das Kabarett in der Regie der Falken nochmals aktiv) Ich selbst war auch bei den Falken in der aktiven Gruppenarbeit aber auch im Bezirksvorstand und bis 1954 im Landesvorstand

In der Juso-Arbeit in Karlsruhe waren wir sehr aktiv und hatten wegen der Mitarbeit bei Wahlkämpfen keine Probleme. 1951 gründeten wir zusammen mit der Jungen Union und den Jungdemokraten den Ring Politischer Jugend, der eigene Veranstaltungen sowie Fahrten zum Landtag nach Stuttgart und zum Deutschen Bundestag nach Bonn für Schülerdelegationen der Gymnasien durchführte. Auch der Gemeinschaftskunde-Unterricht  bei den Gymnasien wurde von damals jüngeren Stadträten bestritten.

1953 wurde ich bei einer Landeskonferenz der Juso in Stuttgart-Feuerbach in den Landesvorstand gewählt. Als 1954 Horst Seefeld Landesvorsitzender wurde, krempelten wir den Landesvorstand der Jusos um. Von diesem Zeitpunkt kamen von den einzelnen Landesbezirken die Beisitzer, die wir Gebietsverantwortliche nannten. Sie hatten in den Vorstandssitzungen über ihre Organisationsarbeit zu berichten und so entstanden in vielen Orten Juso-Arbeitsgemeinschaften.  1957 wurde ich stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt.

1959 organisierten wir den Bundeskongress, der im Bürgersaal des Rathauses stattfand. Als Dank für den hervorragend organisierten Kongress wurde das ganze Team nach Bonn und ins Moseltal eingeladen.

1960 wurde ich als Nachfolger von Horst Seefeld zum Landesvorsitzenden gewählt. Bei der Landeskonferenz  1962 wollten die Delegierten von mehr als 160 Juso-Arbeits-Gemeinschaften dass ich noch 2 weitere Jahre als Vorsitzender zur Verfügung stehe. Da ich aber immer die Meinung vertreten habe, dass  das Juso-Alter auf alle Fälle mit Vollendung des 35.Lebens-jahres endet, galt das auch für mich. Den Vorsitz im neu gebildeten Fachausschuss Mitteldeutschland behielt ich bis 1965, ebenfalls im gleichnamigen Bundesfachausschuss als stellvertretender Vorsitzender.

Gustav Betz, heute Vorsitzender des Stadtseniorenrat Karlsruhe e.V.

 

Parsa Marvi Bundestagsabgeordneter vor Ort